Das traditionelle und diesmal nicht lang geplante Radbergsteigen führt uns heuer in die Nockberge nach Kärnten. Nachdem ich in den Tagen davor keine Schlafplätze mehr finde, reserviert Ben noch auf der Hinfahrt die Zimmer und so müssen wir ein wenig die Route nachbessern.
Um kurz vor elf, als wir auf den Rädern sitzen, ist dann alles geklärt. Der erste Tag führt uns von der Turracher Passstrasse (etwa auf 1350 Meter) hinauf zur Pregartscharte, weiter zum Königsstuhl und dann hinunter zur Zwergbirke beim Josef Merl Haus in Schönfeld. Der Aufstieg über die Forststrassen geht gut dahin. Der Wald bleibt hinter uns und das Panorama mit den nock(erl)n ist herrlich. In die Pregartscharte tragen wir das Rad erstmals ein paar Meter und hinüber zur Stangscharte werden die Tragemeter mehr. Dazwischen kurven wir durch die tiefen „Spurrinnen“ und versuchen nicht mit den Pedalen hängenzubleiben. Der herrliche Almboden vor dem Aufstieg zum Karlnock ist schön anzuschauen, aber das tiefe struppige Gras bremst enorm. Die 250 Höhenmeter hinauf auf den Karlnock sind anstrengend, wir sind zu schnell unterwegs. Dafür belohnt uns oben die Fernsicht. Der Dachstein, Hochgolling und der Preber im Norden, die Hochalmspitze im Westen und rundherum unzählige Nockberge. Aber der erste Eindruck ist auch ein wenig enttäuschend, mit so steilen Aufstiegen haben wir nicht ganz gerechnet. Zum dritten Mal heute gibt es Kaffee (einmal davon im Gasthaus) und wir liegen fast eine Stunde am Königsstuhl in den Sonne. Dann geht es, neben dem Wanderweg, der grösstenteils unfahrbar ist, hinunter ins Tal. Wir nehmen die sichere Variante über den Rosaninsee. Der Downhill wird zu einer weiteren Tragepassage, die sich ganz schon lang bis zum Talboden zieht, weil der Weg zu verblockt und eng ist. Am letzten Gatter bevor wir ins Schönfeld kommen begegnen wir noch einer Herde Pferde. Die Nacht verbringen wir in der Pension bei Herrn Zweibrot in der Zwergbirke gleich neben dem Josef Mehrl Haus. Das Resümee des ersten Tag ist etwas gedrückt, weil wir die flowigen Downhills der Nockberge noch nicht gefunden haben. Trotzdem schmeckt das Abendessen und wir schlafen zufrieden!
Der Raureif liegt in der Früh auf den Wiesen und wir haben eine lange Tour hinüber nach Bad Kleinkirchheim vor. Die Klamm hinunter in Richtung Innerkrems ist ein starker Beginn des zweiten Tages. Hinauf zur Sauereggalm nehmen wir eine Viertelstunde die Forst-Privat-Strasse. Der Grundbesitzer, der mit der hiesigen Wege- und Tourismus-Politik nicht einverstanden ist bringt uns zum umdrehen und wir fahren die 100 Höhenmeter wieder zurück zum Wanderweg. Leicht verärgert schieben wir hinauf zur Alm und von dort über Skipisten und Wald zur Grünleitenscharte. Dort lernen wir, dass nicht alle Wege die in der Alpenvereinaktiv-App eingezeichnet sind auch in der Realität vorhanden sind und so „freeriden“ wir eine steilen Wiesenhang hinunter zur Zechneralm. Weiter geht es über einen weitern Steig, der in einer Klamm im nichts endet und wir tragen am und über den Bach unsere Räder ins Tal. Die Hirsche leiten mit ihren Rufen den Weg an der Jagdhütte mit mindesten 10 Jägern. Wir schleichradln vorbei und werden nicht behelligt. Auf der Steigerhütte sitzen wir dann in der Sonne, wieder auf der Forststrasse und bei einem guten Kaffee vom Wirtn, der grad die Forellenteiche für den Winter leer fischt. Wir haben gelernt, dass von der Alpenvereinskarte in der App nur die roten Wanderwege überhaupt Wege sind in der Gegend und dass von Experimenten mit Steigen und Pfaden tendenziell abzuraten ist, wenn Mountenbiken nicht way-free-riden sein soll. Deshalb entschließen wir uns dazu die nächste Sicherheitsvarianten zu nehmen und ein Stück (2,5 km) die Nockalmpassstrasse zu nehmen. Die Forststrasse hinauf zur Wollitzenalm wird ein Genuss nach dem Asphalt und wir machen auf der Almwiese unter einer Lärche Mittagspause. Dann geht es hinauf zum Oswalder Bocksattel und zum Hohen Steig. Schon von unten sehen wir ständig Silhouetten von Menschen über den Kamm vom Mallnock und oben am Sattel wird klar warum. Unweit am Kamm befindet sich die Bergstation der Brunnachbahn. Landschaftlich liegt der schönste Teil des Tages damit hinter uns, dafür warten einige Kilometer am Kamm die Brunnacherhöhe hinüber zum Wiesennock und zum Pridröf.
Die Schilifte und Pisten sind optisch zwar nicht das gelbe vom Ei aber so geht es flott dahin. Als wir endlich am Gipfel des Pridröf stehen, schauen wir hinunter zum Ziel und vor uns liegen 960 Höhenmeter Abfahrt. Noch ist nicht klar wie sie werden und richtig verwöhnt sind wir von den Nockbergen noch nicht. Also Schützer auf Ellbogen und Knie, Helm aufgesetzt und runter … die Abfahrt wird vom feinsten … zuerst einige hundert Meter über einen schmalen Wiesenwanderweg. Steil immer wieder ein paar Stufen und herrliche geschlängelt, dann ändert sich die Farbe des Grases von goldgelb in Grün und knapp unter 1700 Meter geht es dann in den Wald. Der Rest ist ein technischer Trail mit Drops über Steine und Wurzeln. Ben fährt bis auf ein paar Meter alles und ich schiebe ein paar Meter, aber es macht voll Spass durch den Wald. Die Bremsen glühn als wir unten auf der Strasse angekommen, Die Arme und Beine ebenfalls, hinter uns liegt ein Trail der Sonderklasse der vieles zu bieten hat. Die letzten Kilometer geht es über Strasse und Wanderwege zu unserem Quartier in Bad Kleinkirchheim. Als Begrüßung gibt es ein oder zwei Schnappserl und dann müssen wir zurück hinunter ins Dorf für die italienischste Pizza ganz Kärntens !101% italienisch! und ich lasse mich von der nur italienischen Speisekarte überraschen.
Nach einem opulenten Frühstück radln wir zur Brunnalmbahn und lassen uns 600 Höhenmeter hinauftragen. Oben geht es unter dem Mallnock hinüber zu den Steinhöhen. Der Weg am Hang um den Mallnock ist genial, rauf, runter, enge Passagen, über Drops und Steine, einfach richtig flowig und lustig. Da macht auch der kalte Wind nichts und wir sind gut eingepackt. Von der Scharte trailen wir hinunter zur Windebene und fahren wieder ein kleines Stück über die Nockalmstrasse. Zurück hinauf zur Pregartscharte geht es dann wieder über eine Forststrasse. Weil wir keinen Stress wollen schieben wir an einer Jagdhütte vorbei. Die Gäste dort fragen uns ob unser Batterie leer sei und nachdem sie nichts gegen Mountainbiker haben radln wir weiter bergauf. In der Scharte beschließen wir den Rinsennock Gipfel noch zu machen und so tragen wir die Räder die 400 Höhenmeter über einen steilen Steig hinauf zum Gipfel. Ben macht das Tempo und wir meditieren Schritt für Schritt hinauf. Ich falle in eine tiefe Wandertrance und bin voll da. Der Wind hat die Wolken verblasen und ist fast ganz eingeschlafen, die Sonne wärmt wieder als wir oben Ankommen und das Panorama, den Tag, das Bergsteigen und das SEIN genießen. Der vielversprechende Trail hinunter in Tal hält was er verspricht und auch heute ist der Teil oben wieder in der Wiese und unten im Wald ändert sich der Charakter total. Ich bin unten wieder total fertig, so wie die Bremsen. Dann geht es wieder nach Hause.
Die drei Tage Radbergsteigen waren wieder ein absolutes Saisionhighlight. Eine Runde in den Nockbergen mit fast 90 Kilometer in fünfundzwanzig Fahr-, Schiebe-, Trage- und Rast- und Genuss-Stunden mit 4100 Höhenmeter (gefahren und getragen) geben ein tiefen Einblick in die Gegend und sich selbst. Die röhrenden Hirsche, die pfeifenden Murmeln und die Schreie der Kolkraben liegen noch in den Ohren und in der Nase ist ein seltsam stechender, stinkender Geruch zwischen den Preiselbeeren und den Schwarzbeeren, der nicht unser Schweiß ist. Die Gespräche mit Ben und die Zeit mit mir allein beim gemeinsamen Aufstieg, das Öffnen des Horizonts und die Silhouetten der Berge soweit das Auge reicht …
Danke fein wars … gern wieder … :-)
Es war genial und ich bin froh einen Freund zu haben mit ich solche Abenteuer leben kann! Danke fürs Verschriftlichen! Es ist super bei Bedarf kurz ein paar Zeilen von unserem Abenteuer zum innerlichen Wiedererleben lesen zu können.
Ich hab schon mit der Planung für 2020er Tour begonnen:-)
Hmmm, macht sehr gusto auf i-will-o :)
also wie ich hörte hat ben schon ein paar ideen und konkrete pläne für das nächste Jahr ;-)