Das vierte Mal bin ich heuer Anfang Oktober mit der MORE unterwegs. Wie in den letzten Jahre ist Markus Skipper und Kapitän und mit dabei sind diesmal neben Cpt.Cook Martin wieder Michael und Johannes. Letzterer in der Rolle als der ruhende Pol der Mannschaft der in jeder Lage des Schiffes eine total gechillden Platz findet. Michael stehts an Deck und überall seine Händchen drann (Steuern, Segeltrimm, Wenden, An- und Ablegen, Bordcomputerprogramierung, …) Martin versorgt uns fast durchgehend mit bestem Essen auf höchstem Niveau. Neu dabei ist diesmal Franz, der seine schamanischen Fähigkeiten vor allem unter Deck kultiviert und auch bei ordendlich Lage mit ruhiger Hand das Steuer führt. Markus ist wie fast immer gelassen und führt das Boot durch Nacht, Nebel und Sturm, immer in den sicheren Hafen oder Ankerplatz, auch wenn der Windmesser einmal 235 Knoten anzeigt, der Ankeralarm losgeht oder die Bord-Batterie bei jedem Wasserpumpengeseufze die LED´s in die schummerlichste Athmospäre verwandelt.
Ein wesentliche Veränderung zu den bisherigen Turns ist, dass wir heuer auf der more fun unterwegs sein werden. Wir schauen dem Turn auf der nicht Teak-Bedeckten More 55 mit etwas Skepsis entgegen. Die more relaxed ist etwas jünger und das Feedback des Vorjahres hat immer gut zur Entwicklung des Schiffs beigetragen.
Als wir Samstag Nachmittag das Boot übernehmen wollen (aufpreispflichtiger Early-Check-in) fehlen einige Leinen an der more fun. So wird es später als geplant, bis wir endlich in See stechen. Der Wind steht günstig als wir aus der Marina Kastela auslaufen. Franz erhält seine Seemanstaufe auf der more und wird mit einem ersten Schwimmer und dem Crew-Shirt gleich einmal herzlich begrüßt. Wir starten in die erste Nachtfahrt, denn nach der Halbinsel Ogruk setzen wir Segeln und fahren zuerst mit etwas mehr als 10 Knoten Wind bis nach Brac und dann an der Nordostseite von Hvar entlang. Der Wind wird schwächer bis wir nur noch die Bugwelle säusseln hören und die Sterne in die Stille klimpern. Irgenwann zwischen Starigrad und Jelsa setzen wir dann doch die eiserne Genua und tuckern bis nach Vrboska, wo wir vor Anker gehen.
Der zweite Tag führt uns bei perfektem Segelwetter nach Brigove an der Nordostseite von Hvar. Von dort geht es nach einer recht kurzen Ankerdurchwachten Nacht nach Korcula. Vor und nach dem Segeln schimmen wir im noch warmen Wasser der Adria und kulinarisch werden wir von Martin verwöhnt.
In Korcula drehen wir eine Stadtrunde und geniessen die Altstadt in der Marco Polo vielleicht geboren und höchstwahrscheinlich so manchen Schlauch Wein getrunken hat.
Wie letztes Jahr haben wir auch am Tag nach Korcula wieder super Segelwetter. Der Wind trägt uns Richtung Südwesten, diesmal früher als letztes Jahr schlagen wir den Kurs nach Lastovo ein und segeln bei gut 20 Knoten Wind. Die more läuft und wir geniessen den Ritt auf den Wellen und sind doch froh als wir den schützenden Hafen von Skrivenja erreichen. Der fünfte Tag auf der more fun führt uns diesmal nach Komiza obwohl wir lange nach Westen nach Palagruza blicken. Im Laufe des Tages nimmt die Bewölkung zu, der Wind dreht fliessend von Jugo auf Bora und kurz vor dem Einlaufen ziehen wir uns das erste Mal das Regenzeug an.
Die Nacht an der Boje vor Komiza ist unruhig: die langen Grundwellen schaukeln das Schiff durch die Nacht, daß die Teller und Gläser in den Kästen rythmisch klirren, der Wind heult in den Wanten, in der Nacht reißt der Bullenständer den wir gespannt haben um die Bimini aufzubauen, … naja unruhig halt.
Wir verlassen Komiza noch trocken, aber dieser Segeltag wird nass und kalt. Als wir die Insel im Westen umrunden und Kurs richtung Hvar und Brac setzten sind wir schon nass. Der Wind frischt immer mehr auf und pendelt sich schliesslich bei mehr als 25 Knoten ein, die Wellen aus Nordost werden höher und wir reffen immer weiter bis wir mit Reff eins am Groß und halb eingefahrener Genua unterwegs sind. Nach über fünf Stunden im Sturm in denen wir 32 Seemeilen gesegelt sind holen wir unter grosser Kraftanstrenungen die Segel ein. Bei der Leine zum Einholen der Genua ist der Mantel gerissen und wir vertrauen dieser nicht mehr. Also versorgen wir die Genua notdürftig und bei ordendlichem Wellengang. Die letzten Meilen nützen wir den Motor um voranzukommen. Als wir nach sieben Stunden in Bobovisca na Moru in der geschützen Bucht liegen scheint schon wieder die Sonne.
Auch am letzte Segeltag herrschen wieder beste Bedingungen, die wir ohne die Genua nicht nutzen können. Zwanzig Knoten Wind ohne Vorsegel sind nicht zu fahren und machen keinen Spass. So fahren wir unter Motor zurück in die Marina Kastela. Das Anlegen bei gut 25 Knoten Wind wird für Markus eine Herausforderung, aber mit vereinten Kräften des Team von adriatic sailing liegen wir schliesslich im „sicheren Hafen“
Die Heimfahrt am Samstag dauert aufgrund der Totalsperre der Autobahn und der Bundesstrasse bei Sveti Rok etwas länger. Mit den Grenzaufenthalten und der Sperre der Autobahn bei Wildon sind wir erst nach über zehn Stunden wieder in Graz.
Weiter richtig lässige Fotos von Cpt. Cook Martin gibt es in der Wolke.
Zusammengefasst war es wieder ein super Turn in sehr lässiger Runde. Das Stromaggregat ist deutlich öfter gelaufen als der Schiffsdiesel, was vor allem an den defekten Batterien an Bord der more fun lag.
Wir haben unsere Grenzen erweitert und sind sehr viel gesegelt, bei viel guten Wetter, viel gutem Wind und auch bei herausfordernden Bedingungen. Gemeinsam, mit holistischen Entscheidungsfindungsprozessen und diesmal einer sehr homogenen Gruppe was das Seglen angeht, haben wir ebendiese herausfordernden Wind, Wellen und Wetterbedingungen angenommen und sind gesegelt. Ich hatte einen Menge Spass am Steuer und bei Wind und Regen und freue mich auf weiter Turns, nach Palagruza und weiter …
Danke, es hat mich sehr gefreut, es war sehr schön, … aber … er muss ein bisserl brav sein!
Christian