2022_05_11_Fiescherhörner

Um 5:35 stehen wir draussen vor der Mönchsjochhütte und fahren im harschigen Morgenschnee das Ewigschneefeld bis auf 3250 Höhenmeter ab. Das Licht ist tiefblau und es knirscht der Harsch. Beeindruckt von den Weiten seilen wir uns an und es geht steiler werdende zum Fieschersattel auf 3950 Meter hinauf. Der Schnee ist perfekt. Ab 3700 Meter stapfen wir mit den Skiern am Rücken und überwinden zuerst einmal zwei Felschschrundspalten. Noch mit ausreichend Schnee geht es steil zum Sattel. Oben erwartet uns die Sonne und der Ausblick nach Nordosten zum Agassihorn und das erste Mal zeigt sich das Finsteraarhorn. Wir staunen, trinken einen Tee, das ist wichtig in der Höhe (ja Papa).

Die Bedingungen zum ersten Viertausender sind perfekt. Diesmal sind wir auf der Sonnenseite, es ist fast windstill und ohne Gepäck ereichen wir ohne Probleme und euphorisch den Gipfel des Großen Fiescherhorns. Unser aller erster Viertausender! Unsere Jodler verklingen unverhallt. Es ist großartig, beeindruckend und wir staunen. Nach einer Stunden stehen wir wieder im Sattel und steigen zum hinteren Fischerhorn auf. Inzwischen ist der Schnee auf der Süd(ost)steite deutlich weicher geworden. Der Aufstieg zum Hinteren Fiescherhorn geht ganz ohne Kletterei und ich kürze stehen wir das zweite mal auf einem „ganz oben“ auf 4025 Meter.

Diesmal lassen wir uns nicht so viel Zeit zum geniessen, wir wollen nicht zu weit in die Tageserwärmung kommen, selbst hier oben wird es sehr warm und der Schnee weich und auf uns warten noch über 1100 Hohenmeter Abfahrt zur Finsteraarhornhütte über den WalliserFiescherfirn. Bei der Abfahrt umfahren wir mehrere Spaltenzonen, folgen den Spuren und halten großen Respektabstand zu Spalten, Verwerfungen im Gletscher. Die Abbrüche der umgebenden Gletscher sind monomental. Die wegen der Eisbrüchen heikle Querung hinunter auf den Gletschboden geht so früh noch sehr gut. Deshalb fahren wir einzeln und zackig durch den Eisschlaggefährdeten Bereich. Im Flachen ziehen dann Wolfgang und Gerald mit frisch gewachsen Skiern davon und ich schiebe hinterher. Nach sieben Stunden Tour rasten wir vorm den letzten hundert Meter Anstieg zu Finsteraarhornhütte nochmal in der Sonne und steigen dann gemütlich und ordendlich schnaufend und schwitzend zur Hütte auf.

Um drei gibt es dann das erste Bier mit Gletscherrundblick und (gefühlt) weit ab jeder Zivilistation. Es ist ordenlich was los. Hunderte Felle hängen in der Sonne und der Geruch von den ebenfalls hunderten Paaren Skitouren-Innenschuhen und Socken hängt vor der Terasse. Gespräche drehen sich um die umgebenden Berge, ihre Touren, dem Gletscherschwund und natürlich die ganze Bergsteiger*innengeschichten in schweizerisch und den anderen Dialekten der deutschen Sprache, viele französische Dialoge sind zu hören und auch Italiener*innen und vereinzelt Englisch ist zu vernehmen. Überraschend viele Bergsteigerinnen sind auf der Hütte und wir sind eine der wenigen Gruppen ohne der Leitung eine*r Bergführer*innen.

Das Bier hier oben kostet sechseinhalb Franken (=Euro) und die 1,5 Literflasche Wasser 12 Euro. Mit Getränken, Schlafen, Halbpension und einer Nachmittagssuppe bleiben pro Nacht immer mehr als 100 Franken auf der Hütte.

vor 3 Jahren

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