2024_02_09-11 Tourentage in der Krakau

Das Skitouren wird mit dem „Winter Light“ nicht einfacher. Durch die hohen Temperaturen steigt die Schneefallgrenze und der Schmelzpunkt. Deshalb sind Skitouren nur noch aus kalten Gräben oder mit hohem Startpunkt möglich. Gleichzeitig weht oben viel Wind und die Gipfel und Scharten sind nur südseitig mit Schnee bedeckt. Die Bereiche und Touren, die überhaupt noch zu gehen sind, werden kleiner und der Schnee der noch vorhanden wird, erinnert Anfang Februar an die Frühlingstouren. Mit diesen Rahmenbedingungen geht es mit dem Schiverein-Weiz in die Krakau.

Die erste Tour, der drei Tage machen wir im Pustewald auf das Eiseneck. Geschützt durch die Nordostlage sollte zumindest ein weites Stück hinauf bis zur Wolkengrenze und kurz unter den Gipfel möglich sein. Die Tour beginnt damit, dass die Zufahrt zur Goldwaschanlage durch hunderte Bäume unpassierbar ist und wir beim Bauern starten. Der Parkplatz ist ein Eislaufplatz. Dann geht es aber über die Forststrassen hinauf zur Plankenalm. Dort machen wir noch im Windschatten eine Rast bei der Alm und steigen weiter zu den Plankenböden auf. Die Wolkendecke hängt bei 2200 Meter, die Hänge nördlichen Hänge sind abgeblasen. Abgestimmt mit der Gruppe steigen wir ein Schneeband bis zur Scharte zwischen Eiseneck und Kühlnbrein hinauf, finden ein wenig Lee etwa 50 Meter unter der Scharte und machen uns dort für die Abfahrt klar. Der Schnee ist hart aber ganz gut zu fahren. Die Rinnen hinunter zu Alm lassen wir rechts liegen. Ohne Auflage, wäre sie kein Spass zu fahren. Bei der Jagdhütte unterhalb der Plankalm rasten wir nochmal und dann geht es zum Stigenwirth in die Krakau in die Sauna und zum Abendessen wo Moni noch zu uns stößt. Der Abend klingt mit Tourenreflexion und Tourenplanung für den nächsten Tag aus.

Am Samstag wollen wir zum Etrachsee, doch wider der Informationen ist der Schranken zu. Später stellt sich heraus, dass es gar nicht gesperrt ist, sondern nur ein Bauer den Zufahrtsschranken heruntergelassen hat. Wir hätten ihn nur öffnen müssen. War wir natürlich nicht gemacht haben. Alternative ist das Rantental. Auch dort prangt eine Tafel mit „Zufahrt verboten“. Aber nach Auskunft des lokalen Taxiunternehmens darf man trotzdem hineinfahren und das tun wir dann auch. Die Zufahrt ist ein Abenteuer für sich, weil der Weg eine Schlammpiste ist. Ab dem „Parkplatz“ finden wir aber Schnee und steigen das lange Tal hinauf, versuchen einen Aufstieg auf ein Törl in das Etrseetal, scheitern aber an der Steilheit und der geringen Schneelage. So bleiben wir im Rantental. Auf etwa 1850 Meter empfängt uns ein starker kalter Ostwind und bei knapp unter 1900 Meter suchen wir Schutz hinter einem Felsen. Die Felle von Gregor kleben nicht mehr und mit dem Provisorium aus Kabelbinder und Tape sollte er den steilen harten Aufstieg eher nicht machen. Auch Moni leidet unter dem Wind und so bleiben die beiden im „Basislager“ Wir anderen steigen ein paar Meter weiter auf und finden im Aufstieg zur Hinterkarscharte Triebschnee im Lee und steigen windgeschützt bis über den Hinterkarsee auf. Leider bleibt auch diesmal wieder der Gipfel in Wolken und Wind. Die Abfahrt zurück ist über die steilen Westhänge aber lässig und nach fünf Stunden sind wir wieder beim Auto. Ein Teil von uns fährt zum Schattensee zum Eisbaden, das leider wegen zu viel Eis, der See ist komplett zugefroren, entfällt. Oliver, Manuel und ich laufen noch eineinhalb Stunden auf den Preber (nur ein Stück) und machen noch ein paar Höhenmeter zusätzlich.

Der Sonntag schaut wettertechnisch ganz übel aus. Regen bis 1600 Meter, aufkommender Wind aus Nord. Da bleibt nur noch die Greim. Diese liegt günstig am Rückweg nach Hause. Ab 1500 Meter liegt frischer Schnee. So geht die Auffahrt mit dem Cinquecento von Gregor nur mit Ketten. Dann geht es feuchten Schneefall hinauf in die Rinne. Der Schnee rutscht im Steilen, teilweise in der Spur. Aber nach dem ersten steilen Stück geht es gut dahin. Weil ich Felle wachse, übernimmt Oliver die Führung und führt uns auf den ersten Gipfel der Tourentage. Der Sandkogel ist mit dem Schneefall wieder weiß, aber zum Abfahren fehlt die Unterlagen. Also queren wir im aufkommenden Wind zurück zur Greim. Leider startet der Nordwestwind früher als prognostiziert. Der Wind bringt aber auch die gute Sicht mit. Vor uns liegt der Greim-Gipfelhang und die Greimrinne mit frischem, oben gutem, unten etwas feuchteren Neuschnee. Im kalten Wind bauen wir um und genießen die Abfahrt. Auf 2000 Meter holen wir die Rast nach. Es gibt Mariazellerschnitten von Silvia und kurzzeitig einen Blick auf den Greimgipfel. Dann geht es zum Auto noch zu einem gemeinsamen Abschlussessen und nach Hause.

Es war ein lässiges Wochenende am Berg. Für mich in der Führungsrolle gestaltete es sich durch die herausfordernden Wetter- und Schneebedingungen schwierig in der Planung. Es verlangte einiges an Vertrauen, dass Planungen dann doch irgendwie aufgehen und sich ein Weg findet. Ich musste einiges Improvisieren und spontane Entscheidungen treffen, was nicht immer ganz angenehm war. Mit dem Rückhalt der Gruppe und Motivation der Teilnehmenden war es dann doch ein sehr positives Erlebnis. Die verschiedenen Bedürfnisse, Herangehensweisen und Charaktere unter einen Hut und auf einer Tour zu halten sind gruppendynamisch herausfordernd. Ich bin da sicher noch am Entwickeln (m)einer Linie zwischen Offenheit, Nachfragen, klarer Entscheidung und Verantwortungsübernahme, die stark mit letztlich meinen Entscheidungen zusammenhängt. Diese Herausforderung finde ich, ist in einer solchen Gruppe wie wir jetzt unterwegs waren, aber sehr gut machbar. Aber die Dynamiken und Herausforderungen der Gruppenführung sind für mich gut erlebbar und greifbar geworden.

Mein Dank gilt vor allem Gregor, den ich enorm unterstützten und wertschätzend erlebt habe.

Meinem Ruf als Schlechtwetter-Guide bin ich jedenfalls wieder voll gerecht geworden. Von sechs Skitourentage, die ich bisher offiziell geführt habe, war nur ein einziger Schönwettertag dabei! Vielleicht sollte ich mich in Zukunft alternativ umsehen oder diesen Ruf als Schlechtwetter-Guide aktiv pflegen.

vor 10 Monaten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert