Beim 45. Übungsturn sind diesmal Ladislaus, Leona, Marie-Theres und ich dabei. Alle fahren wir auf anderen Booten. Leona und Ladislaus segeln auf zwei Jugendbooten, mit Klaus und Viktoria als Skipper:innen, Marie-Theres und ich sind auf „normalen“ Übungsturn-Booten, mit Bernd und Markus als Skipper.
Die Segelwoche beginnt wie immer mit dem Kennenlernen des Bootes und der Crew am Samstag, mit einer Fahrt in die Nacht und einigen Ansteuerungen bei den Inseln vor Sibenik. Wir legend und dann am Teufelsee vor Anker und verbringen dort eine ruhige Nacht. Wir sind mit Michael und Gerd nun schon das dritte Jahr gemeinsam auf einem Boot. Skipper Markus ist für mich neu. Gerd unterstützt als CoSkipper. Dazu kommt die drei jungen Jakob, Christoph und Julia und Christian als erfahrener Skipper.
Am Sonntag werden Hafenmanöver an der Stadtmole von Sibenik geübt und dann geht es über die Adria nach Ortona. Die Überfahrt ist diesmal sehr entspannt und wir treffen kurz nach Sonnenuntergang in Italien ein. Der Blick auf die schneebedeckten Berge der Abruzzen ist herrlich und der Espresso in der Altstadt mit frischem Kipfel schmeckt vorzüglich. Der Wetterbericht prognostiziert heftigen Schirocco, weshalb wir nicht lange im Hafen liegen, sondern noch am Vormittag zurück nach Kroatien segeln.
Auf der ganzen Überfahrt ist der Wind dann deutlich weniger stark als vorausgesagt und so geht es bei Raumwind zwar zügig aber ohne Starkwind nach Milna wo wir wegen der Baustelle in Hafen von Starigrad (Hvar) als Ausweichhafen anlegen. Die erste warme Dusche in der Marina von Milna ist ein Gedicht. Das Essen in der Konoba kann hingegen mit unserer Bordküche nicht mithalten. Beim Boot von Marie-Theres ist das Ruder gebrochen und das Großsegel hat einen Riss. Beim Anlegen in Vis fangen sie sich auch noch eine Muring. Worauf Skipper Bruno sich beim Freischneiden eine ordentliche Unterkühlung holt und eine Zeitlang außer Kraft unter Deck verbringt. Auf der Fahrt von Vis nach Starigrad treffen sie ein Segelboot mit Mastbruch.
Am vierten Tag wollen wir dann zu den anderen Booten nach Starigrad und die Zeit für Segelmanöver und die Optimierung des Bootes nutzen. Bei gut 25 Knoten Wind stoßen wir im Kanal vor Split und später auf dem Weg nach Starigrad aber deutlich an die Grenzen des Rollgroß und des Selbstwendefocks der Anse. Obwohl die Länge der Yacht 50 Fuß beträgt, machen wir kaum Fahrt hart am Wind. Wir reffen ein, reffen aus, versuchen verschiedenen Trimms, aber ohne einstellbaren Holepunkt an der Genua und Traveler am Groß bliebt das Schiff bei einem Wendewinkel von unter 130 Grad und erzeugt viel Abdrift am Wind. Der flache Bug erzeugt ein unangenehmes Stampfen in den Wellen und nimmt jede Fahrt. Wir rechnen kurz und beschließen wieder zurück nach Milna zu segeln und nicht zur Flotte in Starigrad aufzuschließen.
Am nächsten Tag segeln wir nach Split in den Stadthafen. Einige Seemannsgeschichten werden bei diesen Fahrten erzählt. Von Fahnenritualen, Marine und Seeungeheuern. Dazwischen erfahren wir Neuigkeiten von den anderen Booten des Turn, die bald zu ebensolchen Geschichten werden. Wir legen in Brac an der Mole in Rogac an und genießen einen Kaffee und Segeln beim steifen Schirocco weiter nach Trogir, drehen dort eine Runde und dann geht es weiter nach Rogoznica, wo wir gegen 19 Uhr anlegen, nachdem wir kurz davor ein Gewitter mit allen Licht- und Soundeffekten erleben dürfen. Die Sicht ist so schlecht, dass wir die Einfahrt in den Hafen kaum finden und mehrmals neuen Kurs von der Navigation bekommen, weil sich diese nicht klar ist, wo wir uns jetzt wirklich befinden. Die Nacht verbringen wir dann noch einmal zwanzig Seemeilen weiter nördlich in einer großen flachen und geschützten Bucht der Uvala Ostrica nordöstlich von Grebaštica.
Der Donnerstag ist Regattatag. Diesmal geht es um Zlarin, Privic und Tijat. Wir starten gut, aber nach 3 Minuten ist die Regatta für uns vorbei. Wir haben gut 1/3 gerefft und das ausgelutschten Vorsegel reißt am Unterliek. So ist eine Weiterfahrt kaum möglich. Wir legen deshalb in Zlarin an und bergen das Segel, bringen es zurück in die Marina und fahren dann nach Skradin um dort die Nacht zu verbringen. Wieder vereint mit der Flotte liegen wir am Paket.
Der Freitag steht dann noch einmal im Zeichen des Manöverübens. Ohne Vorsegel bleibt uns auch keine Wahl. Wir üben römisch-katholisch Anlegen, wie es vor allem in Griechenland praktiziert wird und im Stadthafen von Sibenik und an der Tankstelle legen wir einige Male bei viel Wind quer an. Zum Schluss geht es in die enge Box zwischen den Fingerstegen in der Marina. Der Abend klingt entspannt aus und dann geht es gemeinsam mit Michael wieder zurück nach Hause.
Es war wieder mal eine intensive Woche mit sehr viel zu lernen und Grenzen zu erleben. Grenzen des Boots und die vielen Erfahrungen bei den Nachtfahrten, Wachdiensten, Kartennavigation und Segelmanövern. Ein Boot wie die Anse mit Selbstwendefock und Rollgroß muss bei einem Übungsturn wirklich nicht sein. Zu schnell sind die Grenzen des Segelbungalows erlebbar. Beim Kreuzen und Segeln sowieso, aber auch die Inneneinrichtung ist einfach nicht zum Segeln gemacht.
Von Mal zu Mal wird der Übungsturn für mich entspannter, auch wenn die Bedingungen nicht einfach sind, blieben das Bootshandling und Bootsführung meist gut zu meistern. Einzig die Hafenmanöver bleiben spannend, wenn die Bedingungen durch Wind und Wellen verschärft sind, eine gewisse Routine stellt sich langsam auch bei diesen ein und Möglichkeiten zum Üben gab es auf diesem Turn wieder genug.