2025_01_14-15 Snowkiten in Schönfeld

Die Vorgeschichte zu meinen ersten Snowkite-Tagen ist etwas länger. Vor zwei Jahren hat Ben eine Kurs bei lakeunited hier in Innerkrems auf der Josef Merl Hütte gemacht und war vom Tourenguiding nicht ganz überzeugt. Ich habe dann direkt bei Olsen nachgefragt und so bin ich heuer zum Beschnuppern und Kennenlernen zwei Tage mit dabei. Der Schnee fehlt auch hier und am ersten Tag auch der Wind. Kurt, der Skitourenguide (der Naturfreunde Penzing) ist auf den ersten Blick nett und offen. Ganz klassisch erzählt er viel von sich und beantwortet gern und kompetend Fragen zum Thema, aber von sich aus vermittelt er wenig. Wir steigen 350 Höhenmeter zur Klölingscharte auf uns suchen einen Weg hinunter zur Karneralm. Dort verbringen wir einen Gutteil der Zeit mit recht unmotivierter LVS-Einführung, wärend die anderen bei sehr wenig Wind Kiteübungen machen. Zurück geht es dann mit dem Auto, weil die Abfahrt über die Scharte laut Kurt nicht genug Schnee für zehn Menschen bietet. Ein paar machen sich dann eingenständig auf den Weg und finden auch ohne Guide heim. Abends gibt es nach einem guten Essen auf der Hütte noch eine Kite-Theorieeinheit und dann wird geplaudert, vor allem übers Kiten in Ägypten, den Malediven und Kenia. Das Ganze ist nicht die Berg-Blase, die ich sonst hier auf der Hütte erwartet hätte. Aber durchaus lustig und im Laufe des Abends zeigen sich doch viele Anknüpfungspunkte.

Der Mittwoch verspricht dann mehr Wind dafür Schneefall und schlechte Sicht. Diesmal fahren gleich alle mit dem Auto auf die Karneralm, auch um sich die für die Heimfahrt am Ende 30 Minuten Autofahrt zu sparen. Der Aufstieg ist kurz und hinter der ehemaligen Lifttalstation finden wir eine Windschutz vor dem kalten Wind und immer wieder aufkeimenden Schneefall. Ich gedulde mich eine ganz Zeitlang, bis alle mit den Kites unterwegs sind und hole mir dann die letzten Tips zum Starten und Fliegen und dann geht es den Berg hinauf. Im ZickZack zwischen Büschen, Felsen und immer auf der Suche nach Schnee treibt mich der Kite nach oben. Dort kreuze ich eine Zeitlang herum, versuchen Höhe zu laufen und wieder abwärts zu kommen, um mich dann wieder im Raumwind nach oben ziehen zu lassen. Der Fokus auf Wind, Kite und Hindernissen ist ganz schön anstrengend und nach etwas mehr als einer Stunde bin ich fertig. Patrik, der das Camp gemeinsam mit Christoph leitet, kommt vorbei und gibt ein paar Tipps wie ich wieder nach unten komme. Das klappt auch ganz gut mit dem Kite im Schlepptau, aber immer wieder steigt der Kite zu hoch oder ist zu weit hinten in der Powerzone und dann geht es plötzlich in die andere Richtung oder zumindest 90 Grad weg vom Ziel. Und das auf den teilweise keinen fünf Meter breiten Schneekorridoren zwischen niedrigen Lärchen, Felsen und Almwiesenflecken. Schließlich komme ich gut warm und voller WoW bei der alten Liftstation an und packe den Kite wieder zusammen und stelle mich zur Feuerschale, die Patrik und Christioph inzwischen befeuert haben. Einige sind voll motiviert und drehen noch eine Runde, aber gegen halb vier sind alle zurück und es wird zusammengepackt.

Für mich bleibt, dass das Snowkiten und die Camps von lakeunited Potenzial haben, als Skitourenführer bei den dabeizusein. Allerdings ist der Unterschied zum Skitourengehen deutlich. Diese ist nur Mittel zum Zweck, um zum Kitespot aufzusteigen und dann wieder zum Ausgangspunkt zurückzukommen. Und so ist auch das Interesse an den Themen Lawinenkunde, Tourenplanung, alpine Sicherheit und überhaupt das Berg-erleben deutlich im Hintergrund. Das liegt vielleicht auch an Kurt, der derzeitige Skitourenführer ist schon etwas unmotiviert wirkt oder vielleicht einer der „alten“ Schule. Er hat keinen erkennbaren Vermittlungswunsch, ist dabei, damit alles seine rechtliche Basis hat, aber nicht viel mehr. Holt seine Kite erst aus dem Sack, wenn alles perfekt ist und ist ganz anders orientiert als das Service-orientierte und sehr aufmerksame Team von lakeunited. Das Camp würde auch Skitouren technisch einiges mehr bieten und möglich machen. Vor allem wäre es auch beim Aufstieg und bei der Abfahrt möglich, die Themen ins Spiel zu bringen und vor allem die Gruppe zusammenzuhalten und auf die einzelnen einzugehen und sie abzuholen. Denn schließlich und endlich sind zumindest beim Snowkiten am Berg unterwegs! Als solches sollten sie Anregungen dazu bekommen, was es bedeutet am Berg zu sein, was Aufmerksamkeit braucht und welche Grundregeln gelten. Und es könnten Räume aufgemacht werden, diese Erfahrungen auch zu reflektieren und darüber miteinander ins Gespräch zu kommen.

Ich werde sehen, wie die lakeunited tun. Ob sie für Veränderungen offen sind und ob sich ein Weg finden oder ob alles beim Gleichen bleibt. So entspricht es halt ganz und gar nicht der Kultur und Philosophie ihrer anderen Camps und Unternehmungen.

vor 6 Tagen

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