2020_06_13-14 Grossglockner

Vor genau drei Monaten war ich mit Ben in Kals am Grossglockner und eigendlich war nun eine frühe Hochtour ohne Ski geplant. Nachdem das Wetterfenster wieder mal nicht auf die angedachten Tage passte, sitzen Gerald, Wolfgang und ich drei Tage früher im Auto Richtung Osttirol. Kurz vor Kals, als der Glockner vor unseren Augen auftauchte wird es sehr stll im Auto und eine spürbare Anspannung machte sich breit. Nach der Umpackerei, Kleider- und Seilwahl und einigen Beratungen geht es dann kurz nach Mittag  skitragend und mit viel zu schweren und vollen Rucksäcken hinauf zur Lucknerhütte und dann mit Skiern über Schnee! weiter zur Stüdlhütte. Es ist warm und wird wärmer, das Schneeband breiter und der Schnee tiefer. Erinnerungen an die Tour auf die Kürsinger Hütte kommen hoch. Einerseits weil wir in der gleichen Besetzung unterwegs sind und weil die Sonne im Kessel die Temperatur in ähnliche Höhen treibt. Nach dem Checkin leeren wir ein isotonisces Getränk und unser Rucksäcke und machen uns auf den Weg Richtung Grossglockner. Der Aufstieg endete auf etwa 3000 Meter am Beginn des Gletschers am Fusse des Grossglockners. Um sechs Uhr abends ist es immer noch warm genug für T-Shirt und Wanderhose. Um sieben sitzen wir beim herrlichen und reichhaltigen Abendessen. Die Auswirkungen sind dann am nächsten Tag noch deutlich zu spüren. Zeitig geht es ins Bett und die Nacht ist zumindest für ein paar von uns durchwachsen. Dementsprechend „entspannt“ starten wir am Freitag mit bester Wetterprognose um halb sieben und den ersten Anstieg hinauf zum Kees geht wir noch ohne Harscheisen. Die Sonne lachte noch zart über die Felsen. Kalt wird es aber bis 3200 Meter nicht. Erst im steilen Anstieg hinauf über den Gletscher, diesmal mit Harscheisen, und den Klettersteig hinauf zur Adlerhöhe wird es wegen dem Wind frisch. Nach einer kurzen Rast mehmen wir den Anstieg zum Leitl hinauf in Angriff, wo wir vor dem Eisleitl das Skidepot anlegten und mit Steigeisen das steile Kar hinaufsteigen. Am Ende des Eisleitls wartete die erste Überraschung auf mich. Da ist kein Plateau mehr sonder es pfeift links und rechts ordendlich hinunter. Mit ausreichend „Gegenverkehr“ und angeseilt geht es an den, auf das erste seltsam anmutenden, Stangensicherungen hinauf zum Kleinglockner und über das Fixseil hinunter zur Glocknerscharte. Das schmale Schneeband hinüber stellt für mich die „steilste“ Stelle dar, die ich am liebsten auf allen vieren kriechen würde. Der steile Anstieg hinauf zum Glockerngipel dagegen ist dagegen deutlich weniger herausfordern und nach etwa vier Stunden stehen wir am Gipfel des höchsten Bergs Österreichs. Da ist ganz schon viel Luft unter den Füßen und viele Berge rundherum. Von allen Seiten, Vom Stüdelgrat, über den Westgrad und den Normalweg waren heute schon einige Menschen am Gipfel und auch nach uns kommen noch einige. Wir geniessen die Aussicht, das Wolkenspiel und den Moment. Ich spüre dazu auch immer die Anspannung des bevortstehenden Abstiegs und die Höhe. Beim Abstieg machen wir mit den Skibergläufern Sabrina und Markus aus Weiz eine Fünfer-Seilschaft. Wolfgang führt und ich gehe am Schluss. Bis zum Abstieg vom Kleinglockner geht es recht flott dahin. In der letzten steilen Stelle vor dem Eisleitls staut es sich dann. Ein Slowene (oder war es ein Tscheche) rutscht an Wolfgang vorbei und zieht noch rechtzeitig die Pickelbremse, ein heftiger Moment, ein paar Meter mehr rutschen und ein weiter Sturz wäre die Folge. Ins Eisleitl gehen wir dann ohne Seil, das ohne Sicherungspunkte keinen Sinn mehr macht. Der Schnee ist nach wie vor griffig. Besser hätten wir es nicht erwischen können. Dann kommen wir zum Teil der Unternehmung, wegen dem wir einen Gutteil des Matrials an unseren Füssen mitgeschleppt haben – der Abfahrt. Die ersten Meter macht sich der Rucksack mit der dazugehörigen Schwerpunktverlagerung bemerkbar und dann kommt der Flow, der einige Höhenmeter später direkt in die brennenden Oberschenkel übergeht. Wir fahren nach dem Glocknerleitl direkt in den Gletscher ein, die Variante haben wir uns beim Aufstieg erspart. Jetzt sind die Verhältnisse perfekt und der Sommerfirn passt. Dazwischen warten wir, nur wegen dem Licht zum Fotografieren auf die Sonne ;-) und ziehen unsere Schwünge in den Hang. Auf 3000 Meter wird es dann sehr warm und der Schnee bremst unsere Entusiasmus. Ich setze mich zum Testen hinein und stelle fest das der flüssige Wasseranteil sehr hoch ist. Auf der Stüdelhütte packen wir dann auch noch den Rest unserer Rucksäcke voll. In dem Teil der Abfahrt ist die Schneequalität wieder deutlich besser. Kurz vor der Lücknerhütte ist dann wieder Skitragen angesagt, auf der Hütte gibt es dann ein Bier in der Sonne. Hinunter und hinaus zum Lucknerhaus geht es dann flott und trotz schwerem Gepäck recht unbeschwert, also zumindest rennt Gerald wie eine Gams.

Wir haben wieder mal echtes Wetterglück mit spontanem Tatendrang vereint und eine super Tour auf den höchsten Gipfel Österreichs genossen.

Danke Wolfgang! Danke Gerald.

Fotos kommen in Bälde und das Video ist ein 360er für Geduldige und Schwindelfreie!

vor 5 Jahren

2 Kommentare

  1. Danke Christian und Gerald für diese super Tour!! Unerwartet auf den Glockner bei diesen Verhältnissen ist ein Traum!!!!!!

    Lg Wolfgang

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