Eine Pulvertour Ende April in unseren Breiten ist schon etwas unvorstellbar. Aber es hat geschneit und schneit immer wieder.
Ben hat in der Jassing geschlafen, Wolfgang und ich kommen aus Weiz. Nach einer für Wolfgang (Nachtschicht bei seinem Mäderl) und mich (Abend mit Freund*innen) sehr kurzen Nacht starten wir um vier Uhr fünfzig. Es ist frisch aber nicht kalt in der Jassing. Bis zum Schindersteig soll es zum Skitragen sein und so ist es auch. Trotzdem werden aus den dreisig Minuten doppelt so viele, weil es nicht ab dem Einstieg zum Steig, sondern bis zum Ende, dort wo er oben in die Russenstrasse mündet, zum Tragen ist. Nichtsdestrotrotz wir sind im Schnee und steigen zur Sonnschienalm auf, rasten vor der Hütte, wecken ein paar Biwakierende, hören das der Winterraum voll ist und Wolfi bringt sein Bier in den grossen Kühlschrank. Gut das wir gestern nicht gekommen sind. Mit dem dünnen Schlafsack wäre es ein kalte Nacht im freien geworden.
Dann geht es hinunter in den Murmelboden und hinauf ins Polsterkar. Mich hat es schon vor der Alm Richtung Ebenstein gezogen, aber jetzt beim Blick hinauf ins Gassl und dem um die Zeit perfekten Firn ist es noch verlockender. Während Ben und Wolfi ein Stück weiter östlich aufsteigen gehe ich im Kar direkt unter der EInfahrt in den Murmelboden vom Ebenstein vorbei. Im der Südostflanke des Ebensteins und hinteren Polsters treffen wir einander wieder und im Parabolspiegel der Flanke wird es richtig warm. Oben empfängt uns uns der kalte Nordwestwind und bläst die Firnlammelen über den Grat. Wir fahren in den Norden ab. Die ersten Meter sind harschig, aber nach wenigen Metern wird es feiner leicht windgepresseter Pulver, der lässig zu fahren ist und der dort direkt in Firn übergeht, wo ihn die Sonne anlacht. Nach ein dreihunder Meter Abfahrt steigen wir den Großen Griesstein wieder in der Sonne und teilweise im recht kräftigen Wind hinauf. Oben beim Gipfelkreuz ist es fast windstill aber im Kreuz vorn an der Kante singt der Wind. Die Firn-Abfahrt zurück in den Fenstertrog ist lässig, es ginge noch ein ganzes Stück weiter hinunter in die Lang-Eibelschlucht gut zu fahren, aber wir müssen ja noch zumindest hinauf zum Polstersattel.
Wir entscheiden uns für den Gipfel und den Aufstieg über die Nordostflanke, die verlockend und nach Pulver ausschaut. Gut 300 Höhenmeter frei Skifläche in gleichmässigen 30 Grad steigen wir und würden, wenn wir könnten. Am Gipfel des Hinteren Polsters scheint die Sonne, der Wind ist weniger stark und die Wolken zeihen über uns hinweg und werfen immer Schatten. Der Ebenstein lacht mit seiner angeraumten Seite zu uns herüber. Die Edelbodenalm und der Ringkamp in der Ferne erinnern uns an die Tour vor zwei Wochen. Wir schaunen hinuntern in perfekt aufgefirnten südwestlich ausgerichteten Hang der noch auf uns wartet. Ein super Tag :-)
Die Abfahrt ist genial und mit solchen Bedingungen sind die teilweise 40 Grad ein Vergnügen. Ein Kurzes, den vielzuschnell sind wir unten, suchen den Weg durch die Felsbänder in den Murmelboden, wo wir die letzten Meter durch den immer tiefer werdenen Sulz bremsen, dass die Zehenhägel unter dem Druck einrollen. Im Talboden treffen wir auf dein einzelen Skitourengeher, den wir schon am Griesstein getroffen haben und jetzt erkennt Ben, das es derselbe ist den wir mit seinen auffälligen 113 Latten Anfang Jänner am Zinkenkogel trafgen. Auf die breiten Powderlatten angesprochen erzählt er uns, dass der Ski mittlerweile kaputt ist und er auf seine dritten oder vierten Tour nach dem heftigen Lawinenunfall im Februar wieder am Berg unterwegs ist. SIe haben im Aufstieg umgedreht, weil die Lawineneinschätzung nicht mehr mit der aktuellen Situaiton zusammengepasst hat. Trotz guter Planung und bei Lawienenstufe zwei. Und bei der Abfahrt hat es ihn als ersten dann erwischt. Wir schlucken, seine Erzählung machen wieder mal bewußt, wie schnell es gehen kann, und dass trotz aller Vorsichtsmaßnahmen und defensiven Vorgansweise der Zufall und eine Portion Glück dabeisind oder eben nicht.
Bei der Sonnschienalm machen wir nocheinmal Rast. Wolfi teilt sein Bier mit Ben und ich bin schmähstaat, weil einfach zu müde. Wir schauen uns den wieder freigewordenen Winterraum an und wissen, hier können wir auch übernachten. Holz, Töpfe und Teller für zwei sind da und zu zweit ist der Winterraum voll. Nach der guttuenden Rast machen wir beim letzten Gegenanstieg die zweitausen Höhenmeter wieder voll. Ben wirft seine Uhr einigen Male hoch in die Luft, Wolfi geht noch auf den letzten Hügel nur ich schau den beiden zu, weil ich meine auffrisierte Uhr wie immer die meisten Meter zeigt. Die Russenstrasse ist bis zum Ende des Schnees gut zu fahren. Nachdem das Ratrack heuer aber wegen der Hüttenschliessung nicht gefahren ist ist bald Schluss mit fahren. Nach neun Stunden und elf Minuten sind wir wieder bei Parkplatz, schälen uns aus den Skisocken und geniessen dann ein kaltes Bier bzw. einen Radler.
Eine Frage bleibt: War es die letzte Sktour in der Saison 20/21 oder folgt noch eine in der Steiermark oder doch noch eine Hochtour … oder noch eine Firntour …
Das bleibt offen, sicher ist wiedereinmal, das die Schneeflüsterer Ben und Wolfi den besten Riecher für guten Schnee, super Wetter und gute Tourenwahl haben. Danke euch für den ausgesprochen schönen Tag im Hochschwabgebiet.


















Eine Woche ist’s nun her seit diesem lässigen Tag mit Christian und Wolfi. Ich zehre noch von den fantastischen Eindrücken und weiß, dass es auch im Hochschwab noch viele Ecken zu entdecken und erfahren gibt. Wir leben echt in einer schönen Welt…
Danke fürs Teilen dieser Erfahrungen!
Und danke für den wieder mal tollen Beitrag Christian!