Am ersten Tag in der Ramsau starten Selim, Ben und ich um sieben vom Parkplatz der Hunerschartenseilbahn zur Südwandhütte. Deutlich schneller als angegeben sind wir beim Einstieg von Anna der Klettersteig auf den Mitterstein. Die Sonne erleuchtet gerade die Gipfel des Torsteins, Mitterspitz und des hohen Dachsteins als wir in die ersten Klettermeter absolvieren. Der Fels ist kompakt und die Klettersteiganlage der Anna mit vielen Stahlstiften versehen. Zügig geht es aufwärts und nach nicht einmal einer Stunde stehen wir am Mitterstein.
Nach einer kurzen Rast steigen wir über Geröllfelder zum Einstieg des Johann auf. Neben uns rieseln wenig vertrauenserweckend Steine ins Tal. Der Schnee wird warm und gibt diese frei, ausserdem entdecken wir ein paar Gämsen die wir bei ihrem Steine-Frühstück stören und sich deshalb weiter westlich verziehen. Die ersten Meter des Johann sind gemütlich. Wir queren in moderatem Gelände ein paar Schneefelder die gut gestapft sind. Kurz vor dem Einstiegsüberhang fehlen eingige Meter Seil die einem Steinschlag oder einer Lawiene zum Opfer gefallen sind, aber auch hier ist es trotz Eisauflage gut zum Gehen. In den paar Meter Überhang heisst es ordendlich zupacken und dann wird der Johann Klettersteig eine abwechslungsreiche und herrliche Linie hinauf zum Seetaler Hütte. In den leichteren Passagen fehlen die Trittstifte ganz. So haben Hände und Beine viel Felsberührung und es kommen einige Klettermeter zusammen. Die Linienführung ist klassisch und folgt Bändern und logischen Felslinien hinauf. Über luftige Quergänge geht es dann in die langen plattigen Längen die mit Stahlstiften gespickt sind. So lassen sich die steilen Passagen gut und ohne viel Kraft überwinden. Am Ausstieg aus diesen in einer flachen Passage ist nocheinmal das Seil unter dem Schnee und der Weg hinauf fühlt sich mit so viel Luft unter der Kante sehr wackelig an. Doch mit Achtsamkeit und Ruhe ist auch diese Passage gut machtbar. Flacher und mit weniger Tiefblick geht es dann die letzte halbe Stunde hinauf zur Seetalerhütte. Der Ausstieg ist noch einmal mit zwei spektakulären Stellen gewürzt. Einmal ein luftiger Überstieg über einen freistehenden Block und am Ende eine Quergang um die Ecke mit Tief-Blick bis hinunter zum Einstieg.
von Schatten ins Licht Sonnenaufgang: der vierte oder fünfte … die Höhenmeter schmelzen dahin, der Schnee bleibt Immer wieder queren wir Schneefelder Selim und die Südwand viel Luft unter mehr werden mit jedem Meter und darüber auch noch beeindruckend die emotional heikelste Stelle! Die Südwand als monumentale Umrahmung ist beeidruckend Auf Thors luftigem Block Selim kurz vor den Ziel Sicherheit und Risiko
Mich beschäftig, ab den plattigen steilen Stellen ordendlich die Höhe und das Vorhaben für das nächste Jahr, den Steinerweg durch die Südwand zu gehen stellt sich ordendlich in Frage. Vielleicht liegt es aber auch an der schlaflosen Nacht davor.
Die Vorfreude auf ein kühles Bier war gross, doch die Seetalerhütte ist zu. Also jausnen wir vor der Hütte in der Sonne, füttern die kontaktfreudigen Dohlen und erholen uns ein wenig. Ich würde am liebsten schlafen, aber auf dem kalten Fels ist es wenig gemütlich.
Dann geht es die paar Meter zum Einstieg in die Schulter, aber beim Blick um die Ecke in den Steig müssen wir einsehen, dass der nordseitige Anstieg zum Gipfel voller Schneebänder ist und ohne Steigeisen und Pickel kein sicherer Weg hinauf führt.
So wandern wir hinüber zur Gondel und nachdem ich immer müder werde und die letzten Meter hinauf mit dem „Zauberteppich“ fahre, beschliessen wir gemeinsam mit der Gondel abzusteigen.
Ein Supertag am höchsten Berg Öberösterreichs, bei bestem Wetter und in der perfekten Besetzung. Das nächste Mal werde ich mir vor so einer Unternehmung aber etwas mehr Schlaf gönnen, dann macht es deutlich mehr Freude und fühlt sich nicht nach dem letzten Zacken an. Trotzdem machen wir mit dem herrlichen Blick nach Süden gleich die nächsten Pläne. Die Hochwildstelle grüßt aus dem Südosten, gleich daneben der Hochgolling und in der Ferne schaut der Dobratsch und die Julischen herüber. Im Westen heute wunderbar zu erkennen stehen die 3000er von der Hochalmspitze, Hocharn und der Grossvenediger und zuletzt der Hochkönig …