Der Wind hat die Nässe vom Starkregen des Vortags fast vollständig aus den Felsen geblasen. Im Aufstieg und später auf dem Jägersteig auf der Nordseite ist es teilweise noch ordentlich feucht und rutschig, was beim Abstieg auf dem steilen und grasigen Steig gar nicht so lustig ist. Wolfgang, der die Gegend schon erkundet hat, führt mich noch zu einem ausgesetzten Köpferl mitten im felsigen Gelände, wo ich wieder einmal richtig die Höhe spüren. Nach zwei Stunden ziehen wir uns die Klettergurte an und steigen den Klettersteig hinauf. Der Anfang ist recht rutschig, mit der Höhe werden unsere Sohlen griffiger und das Vertrauen kommt wieder. Vom Wandbuch des Scheickl-Klettersteigs führt Wolfgang die erste Länge des Nordgrats. Es geht immer wieder durch die Latschen und schroffiges Gelände. Kurze Passagen sind feucht, aber das stört den Klettergenuß kaum, erhöht aber die moralischen Ansprüche. Der Wind, der uns am Einstieg in die Kletterei recht stark und kalt war, ist in der Tour nur in einem einzigen Standplatz unangenehm, trotzdem fühlt es sich nicht nach Sommer an, es ist einfach zu kalt und grau durch die tief hängenden Wolken, die der Wind aus Norden über den Gipfel des Hochlantsch drückt. In der vierten Länge machen wir, anders als in der Topo vorgesehen, einen Zwischenstand nach 15 Metern, um zu viel unangenehme Seilreibung zu verhindern, weil diese Länge den Felsen im Zickzack durch die Latschen folgt. Die letzte Seillänge direkt zum Gipfelkreuz bieten wieder schöne Klettermeter. Am Gipfel ist heute nicht viel los, obwohl einige Berggeher*innen unterwegs sind. Im steifen Wind will niemand den Ausblick genießen. Wolfgang und ich sitzen nach sechs Stunden noch bei einem Bier beim Wirten und dann geht es zurück nach Hause.
2023_06_24_Hochlantsch Nordgrat
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Schen woars!
und ab jetzt jeden Freitag Rablgrat ;-)