Der Weg entsteht zwar nicht im Fahren, aber ob er fahrbar ist zeigt sich oft erst vor Ort. Wir wissen, das Radbergsteigen nicht die effizienteste, schnellste und einfachste Art ist durch und auf die Berge zu kommen, aber die Aspekte die sich dabei nebem dem „normalen“ Wandern und Bergsteigen auftun sind es wert, das Mountainbike mit seinen 13 Kilo mitzunehmen, zu fahren, zu schieben und zu tragen. Die Abfahrten sind eine Herausforderung und Erfahrung und die Aufstiege werden zu einem meditativen Seinszustand, der sich vor allem durch die Langsamkeit und das Gewicht des Rads einstellt.
Das diesjährige Radbergsteigprojekt führt uns nach ordenlicher Planung von Ben in die Karnischen Alpen auf den jetzt im Herbst nicht mehr ganz so überlaufenen Höhenweg. Das Auto bliebt in Oberdrauburg und wir nehmen die Bahn nach Vierschachen. Wegen eines kurzen Stops in Sillian und ein wenig Nervenkitzel an der Grenze, weil mein Reisepass nicht in der richtigen Tasche liegt sind wir später als geplant an der Seilbahn auf den Helm. Oben bei der Bergstation starten unsere ersten Bike Kilometer. Es geht über Schotterstrassen bis zur Sillianer Hütte wo noch die Massen herumspazieren, dann werden deutlich weniger Menschen. Einige Radfahrerrinnen in beide Richtungen, einzelen Wanderinnen und die Silluetten der Dolomiten und viele Wolken begleiten uns am Weg nach Osten. Die Gipfel lassen wir stehen und umfahren sie. Die Demutspassage des Stoneman Taurista ist wie das meiste an diesem Tag sehr gut fahrbar und unsere Demut braucht es erst beim letzten Anstieg zur Filmoorscharte auf 2450 Meter. Die vierhundert Meter Tragepassage am Ende des Tages sind lange und zäh. Ausserdem zieht es immer mehr zu und der Nebel hüllt uns ein und leichter Graupel fällt. Als wir zur Filmoorhütte abfahren ist uns noch nicht klar, dass unser Tag hier endet. Bis zur Porzehütte wären es noch gut zweieinhalb Stunden und davon nocheinmal 150 Höhenmeter Tragepassage und 250 auf der Forststrasse zur Hütte. Ausserdem ist die Filmoorhütte auf den ersten Blick eine der feinsten Hütten die ich kenne. 14 Schlafplätze, ein junger Italiener, eine sympathische Hartbergerin und ein Trog mit steirischem Bier empfangen uns und fertig sind wir alle mal. Nach kurzer Beratschlagung ist klar wir bleiben hier und haben einen sehr feinen Abend, sehr gutes Essen und den besten Zirm und Enzianschnaps den wir kennen. Die Nacht zu viert im Lager ist ebenfalls leise und voller Schlaf, das Frühstück reichhaltig und so geht es am zweiten Tag voller Kraft und Energie weiter.
Dieser beginnt mit einer kurzen knackigen Abfahrt durch das viele Moor. und dann schiebend und tragend hinüber und hinauf zum Heretriegl. Die Abfahrt hinunter zum Klapfsee ist ein Schmankerl mit allem was Abfahren kann. Hinauf zur Porzehütte und zum Tilliacher Joch geht es dann über die Forststrasse und den letzten Teil über dem Säumerweg wo hundertausende Fichtenstämme bis zur Erbauung der Eisenbahn in den 19er Jahren nach Venedig und Italien gebracht wurden. Die nächste Etappe führt uns wieder hinunter zum Almweg auf der Südseite der Karnischen auf italienischer Seite. Heute sehen, hören und riechen wir vor allem Motocrosser, die diesen Weg bevölkern. Vorbei ein einigen Almen, Pferden und Eseln geht es zügig bergauf bergab in Richtung Hochweißsteinhaus. Auf einer der Malgas/Almen machen wir fast eine Stunde Rast weil wir im Trockenen sitzen wollen. Mit Regengewand geht es dann zehn Minuten in die Sonne und aus dem Kessel hinaus, wo der Regen weiterhängt. Am Weg sehe ich ein kleine Kreuzotter, die sicher gleich verzieht, überhaupt ist der weg gesäumt von Almtieren, Brillenschafen, Eseln, Pferden und natürlich jeder Menge Kühen. Auch heute endet der Tag wieder mit einem langem Anstieg zum Hochalpjoch. Wegen der Sturmschäden können wir bis auf 1800 Meter schieben, den Rest hinauf auf 2200 Meter führt ein ein schöner aber anstrengender Weg den wir die Radln hochtragen. Oben blinzelt die Sonne durch die Wolken, immer wieder tröpfelt es leicht und der Hüttenwirt vom Hochweißsteinhaus ruft uns zum Essen. Die Abfahrt ist grösstenteils eine Abschiebe, zu steil, zu ausgesetzt, zu verblockt und zu müde. Der Tag war mit seinen über 35 Kilometern und über 1600 Höhenmeter Anstieg und über 2000 Abstieg fordernd. Der Wirt hat Stress und ist gefühlt voll, das Essen nur OK und es gibt keine Decken, im Sechsbettzimmer sind wir zu viert, zwei schnarchen durch und das Wetter für den nächsten Tag schaut nicht gut aus.
Am Morgen geht es mit Mundschutz zum Frühstück und dann raus in die Sonne die nicht einmal eine halbe Stunde bleibt. Wir tragen das Rad noch motiviert hinauf auf Bladner Joch und lassen uns von der bevorstehnden Abfahrt verlocken, aber der Nebel wir dichter und die Südstaulage schaut richtig nach Regen aus. So beschließen wir abzubrechen und der Rest des Karnischen Höhenwegs per Mountainbike muss auf uns warten. Wir fahren zurück zum Hochweißsteinhaus und weiter ins schönes Lesachtal. Bis zur Forststrasse finden wir einen lässigen Wanderweg, steil teilweise schottrig aber sehr fein zu fahren. Durchs Tal geht es dann auf der Strasse. Das ist schnell und energiesparend und bevor wir nach Kötschach kommen biegen wir wieder in die Berge in einen Wanderweg ab. Nach ein einigen Metern wird der durch eine Pferdeweite abgesperrt. „Betreten verboten“ Wir versuchen eine Umgehung, landen aber im Dickicht und so betreten wir doch Verbotenes und fahren den nicht mehr gegangenen Wanderweg nach Laas. Da jausen wir nochmal, die Sonne scheint wieder, weil alle Wolken am südlichen karnsichen Kamm hängenbleiben und dort regnene. Die letzten Kilometer zurück nach Oberdrauburg zum Auto rasen wir auf der Straße.
Danke Ben, für das Abenteuer und die gemeinsamen Wege ins Freie, die gute Planung und die vielen gemeinsamen guten Entscheidungen. Ich freue mich auf den weiteren Karnsichen Höhenweg und die Radbergsteigertouren!
Super wars! Danke dir Christian, für deinen Abenteurgeist den wir miteinander teilen können. Und natürlich wie immer fürs Berichteln.
Hab ein paar Fotos ergänzt. Viele Eindrücke prägen diese Tage und es ist schön, diese nachlesen und sehen zu können…