2024_05_25-06_01 Segeln auf der Matterhorn

Heuer sind die Schulferientage deutlich ungünstiger als letztes Jahr. Aus gesundheitlichen und emotionalen Gründen fahren wir trotzdem wieder mit Leona und Ladislaus nach Kroatien aufs Wasser. Verstärkung bekommen wir diesmal von Bernd, mit Marie-Theres und ich sind wir dann zu fünft an Board der Matterhorn, einer 45er Grand Soleil, die wir vom Übungstorn als schnelles Boot kennen. Um 15 Uhr sind wir mit dem Einräumen und der Sicherheitseinweisung fertig und dann geht es hinaus in die Wellen und den Wind. Vor der Festung von Sibenik setzten wir Segel und lassen uns vom kräftigen Maestrale mit gut 15 Knoten Grundwind nach Süden blasen. Vorsichtiger Weise setzten wir ein Reff und zügige geht es durch die Inseln von Sibenik, vorbei am Mula und Rogoznica. Nach 4 Stunden halsen wir und es geht weiter nach Hvar. Inzwischen haben wir 20 Knoten Wind und wir genießen die Fahrt in den Sonnenuntergang (um genau zu sein, weg vom Sonnenuntergang). Leona, Ladislaus, Bernd und ich stehen abwechselnd am Steuer. Um Mitternacht erreichen wir nach 57 Seemeilen die Uvala Zavala bei Starigrad wo wir ankern. Leona, Bern und ich kochen uns noch Nudeln und Sugo. Dann legen auch wir uns in die Kojen.

Am nächsten Morgen erwachen wir im leichten Regen und gehen den Tag sehr entspannt an. Nach einem gemütlichen Frühstück setzen wir Segel Richtung Scedro, umrunden Hvar und wechseln zwischen Segeln bei 20 Knoten Wind und Motorfahrt. Der Wind dreht zwischen Süd und Nord. Nach 6 Stunden Fahrt kommen wir in der Uvala Monastir an und legen uns auf eine der Bojen. Beim Abendessen stellen wir fest, dass wir statt Salz Backpulver eingepackt haben und tauschen Schnitten gegen ein wenig Salz bei einem Boot in der Bucht. Der Abend klingt gemütlich aus, wir schwimmen eine Runde, plaudern, kochen und essen dann wieder hervorragend.

Der dritte Segeltag wieder entspannt. In der Bucht es ruhig. Bernd und Ladislaus gehen an Land und besorgen im Restaurant Salz. Wir baden und lassen die Seele baumeln. Um 14 Uhr legen wir ab und segeln in Richtung Korcula. Der Wind bläst heute wieder mit gut 15 Knoten aus Nordwesten. Vor Korcula schleppen wir Leona und Ladislaus noch an der Leine und am Sup und dann geht es in die Uvala Perna auf einer der kleinen Inseln ganz im Westen von Korcula. Beim vierten Versuch hält der Anker, den wir wieder ordentlich einfahren. Dann geht es wieder ins Wasser und wie jeden Abend gibt es ein selbst gekochtes Essen an Board.

Der Tag beginnt wie fast immer mit einer Runde Schwimmen. Leider erwischt Marie-Theres eine Feuerqualle. Wahrscheinlich von der Strömung angetrieben, tauchen immer mehr von den kleinen feurigen Tieren um das Boot auf und erwischen Marie-Theres am Handgelenk. Anfangs wirkt die Verletzung recht harmlos, aber im Laufe der Tage wir es doch eine ordentliches Mahl. Nach dem Schock geht es am Dienstag bei wenig Wind Richtung Süden. Wir segeln, eine Stunde läuft der Motor, damit der Kühlschrank wieder etwas Kälte aufbaut. Heute geht es teilweise bei 6 Knoten Wind nur mit 2 bis 3 Knoten dahin. Dazwischen wird gebadet und mit der nächsten Brise geht es weiter. Nach sechs Stunden erreichen wir die Uvala Borova auf Lastovo. Die Bucht ist herrlich geschützt. Wir legen eine Landleine, die Leona und Ladislaus wieder zum Schnurspringen am Sup nutzen. Ladislaus fährt eine Strandrunde mit dem Sup und kommt mit Schwemmgut wieder. Wieder haben wir eine sehr ruhige Nacht ohne Welle und Wind.

Die Sonne lacht, wir genießen das Wasser und nach dem Frühstück setzen wir Segel. Doch nach einer Stunde schläft der Südwind ein. Wir fahren mit Motoren die verbliebenen Meilen in die Uvala Prizba auf der Südseite von Korcula um Mittag zu Essen und zu baden. Leona probiert fünf Ankerversuche, aber dieser will einfach nicht halten. Schließlich hält er aber doch ausreichend. Wir spannen das erste Mal die Bimmini auf und nach zwei Stunden Pause kommt der versprochene Nordwestwind. Auf der Kreuz segeln wir mit einer 56er Dofour um die Wette, zuerst hat es den Anschein, als würde diese deutlich mehr Höhe und Geschwindigkeit fahren, aber nach ein paar Wenden lassen wir sie hinter uns und haben jede Menge Spass und Schräglage. Wir segeln bis Tri Luke auf der südwestlichen Spitze der Insel Korcula. Wieder brauchen wir einige Ankerversuche. Dabei tauschen einige Teppichreste vom Meeresboden auf. Wegen des kommenden Jugos legen wir eine Landfeste. Leona liegt noch im Lazyjack in der Abendsonne. Drei weitere Segelboote kommen in die Bucht. Sie fahren ihren Ankern nicht ein, sondern lassen ihn einfach herunter und fertig.

Am Donnerstag erwartet uns ein lässiger Segeltag mit 15 bis 20 Knoten Südostwind (Jugo). Genau was wir brauchen um im Raumwind nach Norden zurückzusegeln. Um neun Uhr legen wir ab und wählen einen Kurs recht weit südlich von Hvar. Anfangs hält sich er Wind noch etwa zurück, aber am Nachmittag wird er dann so wie prognostiziert. Wir reiten bei stärker werdender Welle vorbei an Vis bis nach Drvenik Veli. Leona, Bernd und Ladislaus stehen am Ruder. Dazwischen sehen wir etwas am Wasser schwimmen und üben ein Mensch über Bord Manöver. Dafür holen wir die Segel dicht, luven aus dem Raumwind-Kurs an und machen dann das München-Manöver, um beiliegend zur Styropor-Kiste zu kommen. Die ist total passiv und rutsch vom Bootshacken. Naja, fast gelungen. Dann geht es weiter nach Drvenik Veli in die Mala Luka. Da liegen schon einige Boote, als wir gegen acht Uhr dort eintreffen. Gut geschützt vor dem Jugo, aber in der Anflugschneise des Flughafens Trogir verbringen wir eine weitere ruhige Nacht. Die Gelsen sind diesmal etwas weniger störend.

Am Freitag starten wir gegen zehn Uhr in den Jugo der heute etwas stärker bläst als am Tag zuvor. Das macht uns deutlich schneller als am Vortag und so sind wir nach vier einhalb Stunden in Zlarin. Afu dem Weg verkleiner wir die Segelfläche ein weiteres Mal auf Reff Zwei. Dabei reißen die altersschwachen Schnüre des LazyJacks auf einer Seite und ab diesem Moment binden wir die Segel zum „einpacken“ ganz klassisch am Baum fest. Eigentlich wollten wir anlegen, um Wasser und frisches Brot zu kaufen, aber der Jugo bläst mit gut 30 Knoten über die Hügel vor der Stadt und das ist mir zu viel für ein sicheres Anlegemanöver. So fahren wir ohne Zwischenstop weiter in die Uvala Mirine. Die letzten sieben Meilen geht es auf der Kreuz wieder Richtund Süden. Die Matterhorn läuft selbst mit kleiner Genua und kleinem Groß acht Knoten und mehr und die Wenden und der Wendewinkel werden immer besser. Trotzdem bin ich nach über sieben Stunden froh in der Bucht den Anker zu legen. Bei den Böen mit gut 30 Knoten hält der aber nicht und diesmal versuchen wir es gar nicht, sondern fahren ein Stück zurück in die Uvala Pislivica die besser geschützt ist. Dort liegen wir mit gut 50 Meter Ankerkette auf 8 Meter Tiefe sicher. Gegen Mitternacht schläft der Wind ein und der Rest der Nacht wird auch für mich ruhig. Leona liegt im Cockpit. Das geht gut, nachdem der Klapp-Camping-Tisch über Nacht weggeräumt wird. Mit Duschen ist heute nichts mehr, weil gestern die letzten Tropfen der 450 Liter Wasser die auf der Matterhorn platz finden leer sind, aber das ist keine Tragik mehr.

Der Samstag beginnt früh. Um 5 Uhr läutet der Wecker und dann geht es nach einem Tankstop, bei dem wir 21 Liter Diesel nachfüllen, zurück in die Marina Mandalina in Sibenik.

Insgesamt haben wir 271 Seemeilen in 54 Stunden zurückgelegt. Am Freitag waren wir mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von sechs Knoten unterwegs. Die Matterhorn hat sich als solides Boot mit hohem Segelpotential bewiesen und ist trotz ihres Alters ein empfehlenswertes Boot, wenn es ums Segeln geht. Leona und Ladislaus fühlen sich auch bei Welle und 30 Knoten Wind wohl und sicher. Meine Komfortzone ist bei Verhältnissen wie am Freitag sicherlich erreicht und ich bin nicht normalen Situationen gefordert. Mit einer erfahrenen Crew geht aber auch das schon sehr gut. Aber diese Routine wird auch noch kommen. Bei wenige Wind wird den Kindern bald mal langweilig. Wir Erwachsenen haben diese entspannte Zeit aber sehr genossen. +

Ich freue mich auf den Turn im Herbst, wenn dann Bettina, Michael und vielleicht Sophia mit an Bord sind und wir mit der one more More 55 unterwegs sein werden.

vor 10 Monaten

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