Die Ausbildung zur Skihochtouren-Instruktor*innen wurde abgesagt. Stattdessen nehme ich an der zur gleichen Zeit und am gleichen Ort stattfindenden Ausbildung zur Skihochtouren-Übungsleiter*in der Naturfreunde teil. Am Samstag steigen wir noch bei guten Wetterbedingungen zur Franz Senn Hütte auf und starten, nachdem es im Laufe des Nachmittags zuzieht, mit einer LVS-Übung im Gelände um die Hütte und verbringen den Rest des Nachmittags im Lehrsaal und beschäftigen uns mit den Kernthemen für Skitouren und Hochtouren: Lawinenkunde, Schneekunde, Navigation, Sicherheitsausrüstung, Notfallsituationen und Wetterkunde. Im Detail bleiben vieles offen, diese folgen in den nächsten Tagen. Die Truppe, mit einigen oberösterreichischen und kärntner Naturfreunden, älteren wie jungen ist fein. Und ich nutze gleich die Chance, das Naturfreunde-Wissen anzuzapfen. Außerdem ist Andi von der Skitouren-Instruktor-Ausbildung mit dabei und wir schließen unmittelbar dort an, wo wir vor zwei Jahren aufgehört haben.











Am Sonntag steigen wir nach einer weiteren Theorieeinheit am Nachmittag bis zum Felsen der Falbesoner Knotenspitze auf. Ohne Sicht orientieren wir nur mit den GPS-Geräten und ich fühle mich alles andere als wohl bei diesen Verhältnissen. Wir halten möglichst großen Abständen zu den steilen Wänden rundherum und suchen die flachste Linie im Gelände. Das Spuren im mit der Höhe tiefer werdenden Neuschnee ist anstrengend. Als wir an Gipfelaufbau der Knotenspitze ankommen, sehen wir blauen Himmel, aber selbst bleiben wir im Nebel stehen. Die Abfahrt wird eine Sucherei im Nebel zwischen eingeschneiten und nicht eingeschneiten Felsen. Meine Lieblingsdisziplin. Wir haben Glück und kommen ohne viel Steinkontakt auf die Hütte zurück. Ein Teilnehmer der zweiten Gruppe bleibt mit dem Schienbein an einem Stein hängen und reißt sich ein ordentliches Cut in das Schienbein.






Den Montag verbringen wir im Stationenbetrieb mit Spaltenbergung in einer Dreierseilschaft, Sicherungstechnik im Eis und Übungen mit Steigeisen rund um die Hütte. Dabei minimieren wir die Ausrüstung auf eine Bandschlinge, zwei Reepschnüre, (idealerweise aus Dynema), drei Karabiner, einer Umlenkrolle mit Seilsperre und pro Seilschaft einem 50 Meter Seil. Für Kletterpassagen braucht es dann eine weitere Bandschlinge und ein Abseilgerät. In mehreren Durchläufen werden alle Positionen, Knoten, die Anseiltechnik und Verankerung mit T-Anker, und die Bergung an sich geübt.

















Schon am Montag in der Nacht klärt es auf und den Dienstag steigen wir zur Inneren Sommerwand auf. Diesmal ist es eine Genusstour. Die Sonne lacht, der Schnee ist herrlich und die atemberaubende Bergwelt des Stubaitals umfängt uns. Wir gehen recht zackig (450 Höhenmeter pro Stunde) und steigen steil in das höher gelegene, mittlerweile gletscherfreie Tal unterhalb der Sommerwände auf. Über das perfekte Skigelände geht es hinauf zur Scharte, in der wir etwa 50 Meter unterhalb das Skidepot anlegen und dann mit Steigeisen über den Grat hinauf zum Gipfel klettern. Nicht alle in der Gruppe tun sich so leicht mit der Kletterei am Grat, Mit Geländerseiltechnik sichern wir den Anstieg, aber mit diesem steigt die Sicherheit und die Ausgesetztheit meistern alle gut. So erreichen wir den wunderbaren Aussichtsgipfel zu dreizehnt und füllen diesen. Der Rundumblick ist fantastisch und die Tourenziele für die nächsten Tage kommen ins Blickfeld. Wir jausnen, genießen und steigen versichert wieder zum Skidepot ab. Wieder in zwei Gruppen fahren wir über die skitechnisch herrlichen Hänge ab. Ich erwische nach etwa 150 Höhenmeter einen eingeschneiten Stein, der meine Fahrt abrupt stoppt. Nach dem Überschlag treffe ich mit dem Rücken einen weiteren unter der Schneedecke verborgenen Granitblock. Der Rucksack schützt mich vor allzu heftigen Verletzungen und ich ziehe mir, wie ich später im Spital bestätigt bekomme, eine Rippenprellung zu. Die weite Abfahrt ist mühsam. Ich kämpfe mit den Schmerzen, aber im Schockzustand geht es ganz gut. Nach etwa zwanzig Minuten erreichen wir die Hütte, wo ich mich erstmal ausruhe. Nach Beratung mit der Ausbildungsleitung, dem Hüttenteam und einem Telefonat mit der Bergrettung wird der Abtransport organisiert. Ich packe meine Sachen und steige in die Gondel und das Rattrack nach Seduck, wo mich die Rettung nach Hall ins Spital zur Untersuchung bringt. Die Nacht verbringe ich dann im Hotel in Innsbruck und am nächsten Tag geht es mit dem Zug zurück nach Weiz. Der ÖAMTC-Schutzbrief übernimmt dafür die Kosten auch für den Rücktransport des Gepäcks, aber die Bestätigung Rückholungaktion dauert mir doch zu lange, nachdem dafür erst eine Arztentscheidung nötig ist, die im Laufe des Tages passieren soll. Von dieser erfahre ich dann im Zug. Da bin ich schon in Schladming.

























Natürlich ärgere ich mich ordentlich, dass ich die weiteren Skihochtouren versäume und die Ausbildung nicht abschließen kann. Ich hoffe in ein paar Wochen wieder fit zu sein und die geplanten Skihochtouren und Segelturns umsetzten kann. Aber das wird sich zeigen. Die Ausbildung möchte ich auf jeden Fall im nächsten Jahr wiederholen!