2023_02_06_rekonvaleszent

„Wir gehen nicht an der Fähigkeit zu sterben, sondern an der Unfähigkeit zu Leben zugrunde“

Am Weg zur Genesung meiner Brustkorbprellung, die deutlich besser als erwartet verläuft, und in der andauernden Beschäftigung mit dem Tod, ist jetzt durch die auf erzwungene Ruhepause wieder mehr Zeit zum Nachdenken, Reden und Beschäftigen. So habe ich mir neben dem Podcast „und Aus“ mit Martin Prein (hier auf Spotify) auch zwei Bücher zum Thema zu Gemüte geführt. Luisa Francia „Wer nicht alt werden will, muss vorher sterben“ und „wie wollen wir sterben“ von Michael de Ridder.

Ersteres ist ein kurzweiliges autobiografisches Buch über die Begegnungen mit dem Tod von Luisa Francia und ganz zentral die Auseinandersetzung mit dem Sterben, dem Übergang vom Leben in den Tod, in der Begleitung ihrer Mutter auf ebendiesem Weg. Sie ist pointiert und direkt. Teilweise sehr ernüchternd in ihren Betrachtungen. Offen, schonungslos und fernab der beschönigenden und verdrängenden Sonnenuntergangbilder der Sterbeindustrie und Altenversorgung. Dazwischen gibt es einige Handlungsaufforderungen, Anstöße und gegen Ende dann 30 Übungen zur Auseinandersetzung und spirituellen und mentalen Vorbereitung.

Für mich kreist vieles zum Thema und aus der Auseinandersetzung um das Zitat von Andre Heller „Wir gehen nicht an der Fähigkeit zu sterben, sondern an der Unfähigkeit zu Leben zugrunde“. Vor allem im ersten Teil des Zitats findet sich sehr viel bei Francia und ihr Buch führt Lesenden zur Frage und Auseinandersetzung mit dem Genuss und dem Wert von Leben.

Sterben und der Weg aus dem Leben will gelernt werden und jede:r muss sich selbst und in Gemeinschaft darauf vorbereiten. Ich kann zumindest aus meinem Umfeld sagen, dass diese Vorbereitung und Auseinandersetzung wenig Raum und Energie bekommt und mit Emotionen besetzt ist, die aus Angst und Unsicherheit diese verhindert. Der Tod und das Sterben sind recht schwer zu fassen. Jene, die tot sind, erzählen kaum etwas darüber. Wissenschaftliches oder fundiertes Wissen über das Sterben und den Tod ist kaum vorhanden und so bleibt viel Interpretationsspielraum und Platz für Fantasien und eben das Verdrängen. Auch wenn alles anders kommt, ist eine gewisse Auseinandersetzung mit dem Sterben und dem Tod eben doch sinnvoll, weil das, was sich am Weg entfaltet, zumindest eine gewisse Sicherheit bietet und die großen Ängste, die vielleicht auftauchen, allein durch die Auseinandersetzung mit dem unfassbaren, schon geübt und getanem weniger dramatisch und bedrohlich sind. Zumindest aber sind Phantasien und Bilder schon gedacht und aus diesem Grund weniger überraschend.

Ja und dann ist da noch das Leben. Auch das will genossen, gelernt und gelebt werden.

Heute, hier und jetzt und jetzt …

vor 2 Jahren

1 Kommentar

  1. In meiner Beschäftigung mit dem Sterben begleiten mich in den letzten Jahren diese beiden Bücher und die darin geschriebenen Worte, Gedanken und Berichte: Marylin und Irvin Yalom: Unzertrennlich, sowie von Irvin Yalom: In die Sonne schauen.
    Der Podcast von Martin Prein geht jetzt gerade mit der zweiten Staffel los – ich mag seine Art und sein Buch „Letzte Hilfe Kurs“ liegt bereits am Nachtkastel….

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