Eine Tour mit Ben und Wolfgang zu unternehmen ist in dieser Saison ein Garant für eine Menge Eigenschaftswörter in der dritten Steigerungstufe und emotionale Zufriedenheitsausbrüchen. Selbst widrige Wetterumstände lösen sich in Sonnenschein und herrlichen Schneefall auf. Da gibt es keinen schlechen Schnee, die Temperaturen sind immer perfekt und mit großer Sicherheit ist es ein Tour mit sehr viel Höhenmeter, die entspannt und locker ist, weil der Genuss nie endet.
Und so ist es auch heute. Ich werde um halb sieben pünktlich abgeholt. Ab Mürzzuschlag wird es langsam winterlich, aber die Strasse ist trocken. Um zwei vor acht am Parkplatz stehen fünf Autos am Parkplatz und ich bin der einzige der im Aufstieg zur Sohlenalm über den wenigen Schnee in den Schläge hinunter zum Niederalp meckert. Nach einer halben Stunde stehen wir auf der Sohlenalm und ich höre zum Meckern auf. Auch wenn das Wetter noch durchwachsen ist wird klar, das wird ein Powdertag vom feinsten. Nach eineinhalb Stunde Aufstieg bis auf etwa siebzehnhundert Meter queren wir in den Gipfelhang, weil der kleine Wildkamm langsam erkundet werden will und sich noch in Wolken hüllt. Wir fahren in die erste Rinne ein, der knietiefe Pulver staubt und es ist nur mehr lässig. Wir stauben durch herrliches Skigelände bis auf dreizenhundert Meter und weil es so fein ist, bleibt kein Gedanke an eine Pause und wir steigen erneut auf. Diesmal bleiben wir am am Rücken direkt über der Alm und fahren bis zur Sohlenalm den noch unverspurten Hang ab, steigen gleich nochmal auf, und wieder geht es ins Tal hinunter, diesmal etwas weiter östlich. Die Neigung ist perfekt für den besten Pulver der Saison mit der besten Schneehöhe der Saison.
Immer wieder kommt die Sonne durch, lacht durch den Wolkenschleier, verschwindet wieder. Die Sicht bleibt immer gut. Ben drückt der Schuh also vereinbaren wir einen Treffpunkt auf der Alm. Wolfgang und ich wollen eigentlich nur noch einmal zwischen die bisherigen Spuren abfahren, aber der Ausblick lockt uns auf den Gipfel der sich gegen den blauen Himmel abhebt. Oben ist es Windstill, die Veitsch, Rauschkogel und der Turnauer Kogel lachen herüber und wir haben keine Zeit für ein Rast. Hinein geht es in die Gipfelrinne, die weit hinunter führt. Die Rinne ist verspurt. Die ersten Meter sind etwas durchwachsen aber mit jedem Meter wird der Pulver konsitenter und tiefer. Den ganz steilen Teil umfahren wir links über eine unverspurte „Wiese“ Wolfgang verschwindet im Pulverstaub und nach zweihundert Meter sind wir fluffig weiss eingestaubt, und schnappen nach Luft. Aus Aufregung und weil der Pulver den Atem nimmt. Der einsetztende starke Schneefall lässt uns wieder nicht rasten. Wir folgen einer Aufstiegsspur, die uns nach kurzer Zeit zu weit östlcih führt und Wolfgang spurt die steile Rinne hinauf durch den tiefen Schnee. Am Absatz hundert Meter unter dem Gipfel mach wir endlich ein kurze Pause mit Jause, winken Ben auf der Alm und fahren dann den perfekten Hang noch einmal ab und wenden uns dann weiter nach Nordwesten. Beim Aufstieg zur Alm bemerke ich, dass wir uns heute schon einige Meter nach oben, vorne und unten bewegt haben. Auf der Alm treffen wir Ben wieder, stärken uns noch einmal und dann geht es im sechsten Aufstieg noch auf den Sohlenkogel. Die Abfahrt durch eine Schlag und die Rinne zum Schlepplift ist schon sehr verspurt. Es waren heute doch viele am Wildkamm. Mit den letzten Höhenmeter Anstieg zum Parkplatz machen wir die 2000 Höhenmeter voll, Vom grossen Ansturm sehen wir nicht mehr viele. Gerade zwei Handvoll Autos stehen noch hier. Untertags müssen es deutlich mehr gewesen sein.
Fazit: 9,7 von 10 Sternen. Der Wildkamm ist ein variantenreiche Tourenberg der bei Nordstau oder frischem Schneefall ein lohnendes Pulverschneeziel ist. Mit den unterschiedlichen Rinnen, Hänge und dem lichter Lärchenwald bietet sich viel Platz und der Gipfel ist eindrucksvoll.
Danke an Ben und Wolfgang für die Tourenauswahl, die mir die besten Pulverabfahrten der heurigen Saison beschert hat.
